Laut der wilden Rock & Soul-Sängerin Bette Smith liegen die Wurzeln ihres neuen, lebensbejahenden Albums The Good, The Bad & The Bette zum Teil in ihrer Kindheit in der rauen Umgebung von Bedford-Stuyvesant im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Sowohl die Gospelmusik, die sie damals in der Kirche hörte, als auch die Soulmusik der Straßen hallen heute in ihren Songs nach. Wer die perfekte Party-Platte sucht, wird hier definitiv fündig! Bei der Arbeit im Tonstudio Dial Back Sound in Water Valley, Mississippi wurde die aus Brooklyn stammende Sängerin von zwei Produzenten unterstützt – Matt Patton von Drive-By Truckers und Toningenieur/Drummer Bronson Tew. Patton hatte bereits Projekte von Jimbo Mathus und den Dexateens betreut und zu Alben von Dom Flemons, Seratones und Candi Staton beigetragen. Auf Jetlagger spielte Patton Bass und befand sich mit dem Produzenten Jimbo Mathus kreativ auf einer Wellenlänge. Smith erzählt: „Zu Beginn der Arbeit mit Patton als Produzenten habe ich ihm meine Vision erklärt; ich wollte einen Sound zwischen Southern Rock, Soul und Aretha Franklin mit der berühmten Textzeile ‚I once was lost, but now I’m found‘ als Leitfaden.“ Patton lud North Mississippi Allstar Luther Dickinson (Gitarre bei „Signs and Wonders“) und seinen DBT-Kollegen Patterson Hood (Gesang bei „Everybody Needs Love“) als Gastmusiker zu den Aufnahmesessions ein. „Wir wollten ihre eher rockige Seite erforschen – sogar bei den Balladen – und dachten dabei an ältere Aufnahmen von Ike & Tina Turner, Betty Wright, Betty Davis und ähnliches“, gibt Patton zum Protokoll.
Was das Songwriting betrifft, wollte Smith tief graben und sich offen mit einer traumatischen Erfahrung aus ihrer Kindheit auseinandersetzen. „Ich habe Matt von meiner Beziehung mit meiner Mutter erzählt“, führt die Sängerin fort. „Beziehungen sind letztendlich das Hauptthema eines Albums geworden, das diese Seite meiner Persönlichkeit widerspiegelt.“ Ihre Lebensgeschichte wird fast chronologisch erzählt: Nachdem sie sich als die starke Frau vorstellt, die sie heute ist, blickt sie quasi per Rückblende auf frühere traumatische Ereignisse und die emotionale Leere zurück, die sie jahrelang mit Partymachen ausgleichen wollte. Dann bekommt sie ein Zeichen und wird geheilt. Bette erklärt: „Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht eines Kindes und später aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt, der die Narben der Kindheit noch mit sich trägt. Es geht aber auch darum, mit Hoffnung, Stärke und Optimismus weiter zu machen. Von den meisten Leuten werde ich als starke, selbstbewusste Person wahrgenommen. Dabei übersehen sie die vielen Hindernisse und seelischen Wunden, mit denen ich zu kämpfen hatte.“
Mit der Ballade „Whistle Stop“ nimmt sie ein letztes Mal Abschied von ihrer Mutter. Der Song geht auf einen Traum zurück, den sie kurz vor dem Tod der Mutter hatte. „Im Traum sitzt sie im letzten Waggon eines Zugs und winkt mir zum Abschied, während ich draußen auf dem Gleis stehe“, erzählt Smith. „Ich habe den Traum so interpretiert: Als sie mich als Kind im Stich gelassen hat, hat sie sich nie von mir verabschiedet. Dieses Versäumnis versucht sie jetzt nachzuholen. Ich frage sie, ob sie noch etwas Zeit mit mir verbringen möchte, weil ich sie vermisse. Sie erwiderte meine Liebe aber nicht.“
Der Kreis wird mit mehreren Titeln über Liebe und Dankbarkeit geschlossen. Hinter dem mit viel Wah-Wah-Gitarre geschmückten Track „(I Wanna Be Your) Human“ steckt eine wichtige Lektion, die sie von ihrem Hund gelernt hatte. „Ich wusste nie gut mit Stress umzugehen, weil meine Mutter in einer Stresssituation einfach abgehauen ist“, sagt Smith. „In einer langfristigen Beziehung funktioniert das nicht. Mein Hund hat mir einiges über Vertrauen und Verletzbarkeit beigebracht. So singe ich: ‚When your heart is in pain, I wanna be your human.‘“