Photos by Rob Blackham    

Nennt ihn nicht „die Zukunft der Bluesmusik“. Genug Gerede vom „nächsten großen Star“.  Mit seinem zweiten Album „Temptation“ zeigt der britische Bandleader Laurence Jones seine Brillanz und beweist, dass er sich nun offiziell vom Wunderknaben zum Hauptakteur entwickelt hat.

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Englands heißester junger Gitarrist. Der legendärste Produzent der Blues-Rock-Szene. Wenn die Kooperation von Laurence Jones und Mike Vernon auf dem Papier bereits verlockend wirkt, dann wartet nur bis ihr Take Me High hört. Im Juli 2016 bei Ruf Records veröffentlicht, ist dies nun bereits das vierte Studioalbum des Briten. „Es war ein großartiges Gefühl zu wissen, dass Mike dieses Album mit mir machen wollte“, erzählt Laurence. Bereits 2013 sprachen die beiden schon einmal über eine Zusammenarbeit, doch ihre Zeitpläne machten ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Mike ist als Produzent sehr gefragt und auch Laurence ist spätestens seit seinem Album What’s It Gonna Be, das 2015 auf Platz 18 der wichtigsten Alben im britischen The Blues Mag landete, beinahe pausenlos unterwegs. Doch nachdem Mike Laurence im letzten Jahr beim Great British Rhythm & Blues Festival spielen sah, war für ihn klar, dass er in seinem Terminkalender Platz schaffen musste. „Er sah uns aus der Menge zu“, erinnert sich der Bandleader, „und sagte mir dann, dass er glaube, jetzt sei der richtige Zeitpunkt.“ Mike und Laurence wollten ein Album machen, dass sowohl in sich stimmig ist – „etwa wie bei einem Buch, sodass man von Anfang bis Ende zuhört und es dann Sinn ergibt“ – als auch die Energie einer Live-Show hat. „Ich sagte ihm, dass ich unbedingt dieses Live-Feeling haben wollte“, erzählt Laurence. „Ich wollte die gleiche Energie.“ Im Februar 2016 trafen sie sich dann in den Headline Music Studios in Cambridge mit Laurence‘ Band aus Roger Inniss am Bass, Phil Wilson am Schlagzeug sowie Bob Fridzema am Keyboard und Hammond, um das Album live einzuspielen. „Wir haben es sozusagen ganz altmodisch gemacht“, erzählt Laurence. „Ich lebe wirklich durch das Publikum, also habe ich mich daran erinnert, was Mike gesagt hat: ‚Mach es so live wie möglich. Stell dir vor, du stehst vor tausenden Menschen und gib alles…‘“ Am Ende jeden Tages im Studio kehrten sie in ein abgelegenes Häuschen außerhalb von Cambridge zurück, wo Mike Laurence mit Geschichten über seine illustre Vergangenheit unterhielt. „Es gab kein Internet“, erinnert sich Laurence lächelnd, „sodass wir wirklich miteinander reden mussten. Er hat mir dann Geschichten aus seiner Zeit mit David Bowie, Eric Clapton, John Mayall und Peter Green erzählt.“ Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass es schwer ist einen Produzenten zu beeindrucken, der Aufnahmen von den 1966er Bluesbreakers With Eric Clapton bis hin zu Bowies Debut 1967 leitete. Doch Laurence trat der Herausforderung mit den bisher stärksten Songs seiner Karriere gegenüber. Das hört man bereits beim Titelsong oder bei „Addicted To Your Love“, bei dem bereits bei den ersten Tönen Gänsehautfeeling aufkommt. Das eher reflektive „I Will“ zeugt hingegen eher von Laurence‘ Entwicklung als Sänger. „Mike war wirklich sehr genau, was den Gesang angeht“, stimmt der Bandleader zu. „Das ist sein Gebiet. Er ist ein großartiger Sänger. Er hat sogar die Backing Vocals auf diesem Album gemacht – wir haben sie live zusammen eingesungen.“ Grandiose Riffs wie bei „Got Not Place To Go“ untermauern Laurence‘ Ruf als herausragenden Gitarristen, während er bei „Live It Up“ Unterstützung bei den Backing Vocals von Rueben Richards bekam. Für „The Price I Pay“ konnte er Paul Jones gewinnen, der an der Harmonica einen umwerfenden Gastauftritt hinlegte. „Ich war bei Pauls jährlich stattfindender Charity-Nacht im Cranleigh Arts Centre dabei“, erklärt Laurence. „Dort habe ich Paul gebeten mit mir auf die Bühne zu kommen und am Ende erzählte ich ihm, dass ich mich in der kommenden Woche mit Mike im Studio treffen werde. Daraufhin sagte er nur: ‚Cool, da würde ich auch gerne kommen.‘“ In schwindelerregenden zehn Tagen waren die Aufnahmen im Wesentlichen aufgenommen. Doch Laurence hatte nicht erwartet, wie gut die Songs klingen würden, nachdem Mike mit dem Mixing in seiner spanischen Heimat fertig war. „Er schickte mir die Songs zu und ich dachte nur ‚Wow!‘ Er hat alles noch einmal aufpoliert. Dank ihm bekam das Album einen komplett anderen Sound. Ich bin so glücklich damit.“ Take Me High ist ein weiterer Schritt für einen Künstler, der das Beste des modernen Blues verkörpert. Mit zehn neuen Songs, die unbedingt live gehört werden müssen, geht die Band, die kürzlich sowohl in der Carnegie Hall als auch der Royal Albert Hall beim Leadbelly Fest spielt, auch 2016 wieder international auf Tour. „Wir haben eine UK-Tour im November“, berichtet Laurence. „Außerdem spielen wir in Polen, Spanien, Italien, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Norwegen und Dänemark – und sogar in den USA und der Karibik. Also an alle, die behaupten, dass der Blues tot sei – das stimmt wirklich nicht!“