Photos by Jerry Moran ©2011 www.NativeOrleanian.com  

Sänger. Poet. Schlagzeuger. Neville Brother, Meters-Legende, Solokünstler und Talisman der neuen, alles erobernden, Südstaaten-Supergruppe Royal Southern Brotherhood.

Musiklegenden schreiben zwar keine Lebensläufe, aber wenn doch, so würde Cyril Nevilles definitiv einschlagen. In den späten 40ern in New Orleans, Louisiana, geboren, wuchs er als jüngstes von vier Geschwistern auf, die schon bald den R&B-Sound der Stadt als die Neville Brothers bestimmen würden. Cyril sog die Songs von der Vinylsammlung seiner Eltern in sich auf und begann schließlich im Alter von 19 Jahren selbst als Sänger aufzutreten. Sein erster Gig war zusammen mit Art Neville & The Neville Sounds (zusammen mit seinen Brüdern Art und Aaron). Und obwohl seine spätere Gruppe Soul Machine nie einen Durchbruch feiern konnte, schaffte er es mit seiner 1970 erschienenen Debutsingle Gossip auf sich aufmerksam zu machen, um anschließend in Arts Funk-Band The Meters mitzumischen.
Zu diesem Zeitpunkt feierten The Meters bereits den Erfolg ihres 1969 Smashhits Cissy Strut. Nun, da Cyril  Congas und seine Stimme zu zeitlosen Alben wie Cabbage Alley (1972) and Fire On The Bayou (1975) beisteuerte und der unerschrockene Fan Mick Jagger die Band einlud, die 1974er US-Stadientour der Rolling Stones zu eröffnen, war Arts Vorschlag gerechtfertigt, dass Cyril die Rolle des Leadsängers übernehmen sollte. Was folgte, war eine Reihe atemberaubender Performances.
The Meters waren zu speziell, als dass sie dauerhaft Bestand hätten haben können, doch ihre Auflösung 1976 machte den Weg frei für die Neugründung der Brüder als The Neville Brothers. Es folgte eine vier Jahrzehnte währende Erfolgsserie, die noch immer andauert: von Wild Tchoupitoulas (1976) über das mit einem Grammy ausgezeichnete Yellow Moon (1989) bis zum Walkin‘ In The Shadows Of Life (2004). Wenn also behauptet wird, dass diese Band New Orleans erste Funk-Familie sei, dann ist das keine heiße Luft oder Übertreibung sondern ein Fakt.   
Viele Künstler würden sich einfach zurücklehnen und zuschauen, wie die Tantiemen ins Haus flattern. Cyril hingegen bleibt unersättlich, was seine Kreativität anbelangt. Er führt nicht nur seine aufregende Solokarriere fort, die uns Hits wie The Fire This Time (1994) und New Orleans Cookin‘ (2000) bescherte, sondern arbeitete darüber hinaus auch mit Ikonen wie etwa Bob Dylan, Bono und Willie Nelson, tourte weltweit mit der Funkband Galactic, führte seine „Zweitband“ Tribe 13, gründete sein eigenes Record Label Endangered Species und absolvierte Fernsehauftritte bei Jimmy Kimmel Live! und HBOs Treme.  
Als ein Künstler mit Gewissen engagierte sich Cyril zudem in dem Projekt New Orleans Musicians Organized (NOMO), das jungen Bands half, durch das haiverseuchte Gewässer der Rockindustrie zukommen. Neben Tab Benoit war er außerdem Teil der 2005 Voice of the Wetlands Allstars Tour, die auf die Notlage der Umwelt an Louisianas Golfküste hinweisen sollte.
„Oh, Cyril ist wirklich eine Persönlichkeit“, sagt Mike Zito über die beeindruckende Vorgeschichte seines Bandkollegen. „Ich meine, er ist der Typ. Er hat all die Geschichten. Er ist schon eine Millionen Mal um die Welt gereist, hat mit Gott und der Welt schon gespielt. Er war auf Tour mit den Rolling Stones, ist mit Keith Richards befreundet und hat Songs mit Bono geschrieben. Er hat alles gemacht, was jemals irgendjemand machen könnte…“
Noch nicht ganz. Im August 2013, ohne ein Anzeichen in seinen Sechzigern einen Gang runterschalten zu wollen, setzt er seiner erstaunlichen Karriere mit Magic Honey noch ein Sahnehäubchen auf.