Jetzt das neue Album von Eddie 9V sichern!
So weit er sich zurückerinnern kann, haben es die Capricorn Studios Eddie 9V angetan. Für den Jungen, der die Hüllen seiner Lieblings-Vinylplatten studierte, war dieses legendäre Studio in Macon, Georgia, immer eine geheime Zutat, die jedem Song ein wenig Dreck und Honig hinzufügte, der auf seinem Boden entstand. Capricorn und die Bands, die dort aufnahmen, brachten den Gitarristen aus Atlanta dazu, mit 15 die Schule zu schmeißen, sich seine Finger im ganzen Süden blutig zu spielen und aus Gleichgültigkeit gegenüber seine frühen Alben Left My Soul in Memphis (2019) und Little Black Flies (2021) Beifall werden zu lassen.
Eddie verbrachte seine ersten 25 Lebensjahre damit, Capricorn aus der Ferne zu bewundern. Aber im Dezember 2021 drückte der 26-Jährige schließlich dem Mythos des Studios seinen Stempel auf, als er eine elfköpfige Gruppe der besten Rootsmusiker des amerikanischen Südens zusammenholte, um sein drittes Album aufzunehmen. „Es war schon verdammt aufregend, in so einem legendären Studio zu sein“, sagt er. „Aber wir umarmten uns und gingen direkt an die Arbeit. Alle waren fröhlich, liebevoll und haben sich glatt den Arsch abgespielt.“
Man kommt nicht in die Capricorn Studios, wenn man eine glatte Produktion haben will. Eingefroren in der Zeit seit seiner Eröffnung 1969, hängt der Spirit der Sessions von Giganten wie den Allman Brothers noch immer in der Luft, während die Aufnahmephilosophie grandios ungeschliffen geblieben ist. Das kam Eddie zupass, dessen Output dafür gefeiert worden ist, dass es eine ungeschminkte Momentaufnahme darstellt. „In einer Welt, in der alle am besten klingen wollen, möchte ich nach mir klingen“. sinniert er. „Ich möchte immer, dass die Zuhörer sich so fühlen, als wären sie in einem Raum mit uns. Also habe ich es dringelassen, wenn ein Schlagzeugpedal gequietscht hat oder jemand bei einem Take des Capricorn-Albums gelacht hat. Das ist unsere Art, einem Song unseren Stempel aufzudrücken.“
Eddies Oldschool-Ethos reicht weit zurück. Geboren als Brooks Mason im Juni 1996, bekam er seine erste Gitarre im Alter von sechs Jahren – „eine von denen mit einem Lautsprecher drin – möglichst viel für dein Geld, weißt du?“ -, ignorierte die an der Oak Grove High School vorherrschende Popszene zugunsten von Lokalmatadoren wie Sean Costello und studierte „ältere Cats“ wie Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, Freddie King und Rory Gallagher, „um herauszufinden, was sie grooven und ticken ließ.“ Seine spontanen Lyrics, fügt Eddie hinzu, gehen zurück auf Familienfeste, wo sein Onkel Brian „mir beibrachte, wie man die Leute zum Lachen bringt und die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht erhält.“
Als Eddie die Liveclubs seines Heimatstaates infiltrierte – zuerst mit der Coverband The Smokin’ Frogs, dann mit ihrem versierteren Bluesrock-Ableger The Georgia Flood -, ließ er die Leute schnell aufhorchen, wo immer er spielte. Seine künstlerische Vision wurde endgültig Realität, als er Brooks Mason killte und den Künstlernamen annahm, der einen elektrisierenden Abend verspricht: Eddie 9V. „Es gibt zu viele Joe Schmo R&B-Bands,“ räsonniert er. „Ich war mit einer anderen Band auf Tour und wir sprachen wie Mafiosi. Also gaben wir uns gegenseitig Namen – meiner war Eddie.“
Schon hat er für seine frühen Platten enormen Zuspruch erfahren. So wurde Left My Soul in Memphis von Rock & Blues Muse als „frisch und lebensbejahend“ bezeichnet und Little Black Flies von Classic Rock als „das instinktivste Bluesalbum, das man in diesem Jahr zu hören bekommen wird“. Aber als die Capricorn-Sessions näherrückten, ließ Eddie seine nervöse Energie in seine bislang besten Songs einfließen. „Nachdem ich zuletzt eine straighte Bluesplatte gemacht hatte, wollte ich den Leuten zeigen, dass wir mehr als das können,“ erläutert er. „Ich hörte Muscle Shoals und Soul sowie eine Menge Musik, die in den späten Sechzigern bei Capricorn aufgenommen wurde. Also verbrachten wir weit mehr Zeit damit, die neuen Songs Gestalt annehmen zu lassen. Wir brauchten für jeden Song eine Woche, statt fünf in einer Nacht zu schreiben wie bei Little Black Flies.“
„Beg, Borrow and Steal“ ist draufgängerischer Soul, bei dem Eddies Spucke das Mikro besprenkelte. „Yella Alligator“ klingt genauso nach Swamp wie sein Titel, mit einer Slidegitarre, die die Pappkarton-Beats überlappt. „Bout To Make Me Leave Home“ ist ein treibender Shuffle, bei dem Eddies Gesang scheinbar spontan entstand. Das gospelinspirierte „Are We Through“ verschafft eine Atempause, bevor „How Long“ sanfte Orgelklänge über knochentrockene Riffs drapiert. „It’s Goin‘ Down“ vereint Veranda-Blues mit psychedelischen Flötentönen., während „Tryin’ To Get By“ stolzierende Bläser mit einem Text aus der Perspektive eines Mannes bringt, mit dem es bergab geht und der nur dank der Reste einer Liebesaffäre überlebt. „Die Lyrics und Bedeutungen dieser neuen Songs sind weit tiefer,“ sagt Eddie, „Nimm den Titel ‚It’s Goin‘ Down‘. Er handelt in der Tat von meinem Kampf mit dem Alkohol, dem gefährlichen Nachtleben in Bars und den Drogen, die dir in der Musikindustrie angeboten werden. Aber dann geht es in einem meiner Lieblingssongs, ‚Yella Alligator‘, um eine fiktionale psychedelische Party an einem Bayou …“
Dementsprechend ist „Capricorn“ ein Album voll spannender musikalischer Kontraste. Bob Dylans „Down Along the Cove“ ist eine kampflustige Bluesrock-Nummer, gefolgt von dem Spiritual „Mary Don’t You Weep“. „Missouri“ ist verstaubt wie eine großartige, verloren gegangene Soulsession, während Bläser bei den Akkorden von „I’m Lonely“ glasklare Akzente setzen. Schließlich endet das Album mit Eddies Gelächter, als er merkt, dass er sich komplett verausgabt hat. „Ich muss aus diesem Raum raus …!“
Triff niemals Deine Helden, sagt man, und viele junge Künstler sind überwältigt gewesen, als sie den heiligen Boden ihres Traumstudios beschritten haben. Bei Capricorn hat Eddie 9V die Geschichte eingeatmet – aber das Album, das er ausgespuckt hat, hat es verdient, den Namen zu tragen, Schulter an Schulter mit den größten Hits des Studios und der Musik des goldenen Zeitalters. „Wir haben diese Platte auf die Art und Weise gemacht“, merkt er an, „wie sie es 1969 gemacht hätten …“