Devon Allman - The Blues Summit
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Gut zwanzig Jahre nach Beginn seiner Plattenkarriere ist ein Charakterzug von Devon Allman deutlich erkennbar: Er schaut immer nach vorne. Als Künstler und Performer bleibt er in Bewegung, ist stets bereit, seine Grenzen zu erweitern, und ist immer auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen und Musikern, mit denen er zusammenarbeiten kann. Dieser Ansatz treibt ihn an, ständig Neues zu kreieren und sich weiterzuentwickeln. In seiner bisherigen Diskografie finden sich daher neben einer Reihe von Soloalben auch Veröffentlichungen mit Honeytribe, mit denen er 2006 debütierte, mit der Southern-Rock-Supergruppe Royal Southern Brotherhood sowie mit der Allman Betts Band. Zwar ist er noch lange nicht am Ende seiner Reise angelangt, doch schon jetzt ist sein Lebenswerk dem musikalischen Erbe würdig, das ihm sein verstorbener Vater Gregg Allman von der legendären Allman Brothers Band hinterlassen hat.
Sein neues Projekt The Blues Summit ist wieder einmal ein Gemeinschaftswerk, bei dem das Devon Allman Project durch Größen wie Christone „Kingfish“ Ingram, Larry McCray, Jimmy Hall, Sierra Green und Robert Randolph ergänzt wird. Doch dieses Mal zeigt Allman die als Musiker nicht alltägliche Bereitschaft, das Rampenlicht mit anderen zu teilen. Er stellt seine Mitmusiker auf dieser Session nicht nur vor. Bei etwa der Hälfte der zehn Titel lässt er sie die Hauptrolle spielen. Da es sich bei den meisten seiner Gäste um bekannte Bluesmusiker handelt, ist dies eines der bluesigsten Alben seiner Karriere geworden. Wie der Titel The Blues Summit schon sagt: Hier handelt es sich um ein Blues-Gipfeltreffen.
Einer der Stars dieser Session ist Jimmy Hall. Einige kennen ihn vielleicht als Leadsänger und Mundharmonikaspieler der Südstaaten-Rockband Wet Willie oder durch seine Zusammenarbeit mit Jeff Beck. Bereits beim Stück „Blues Is A Feelin’“ drückt Hall der Platte mit seinem eindringlichen Gesang und kraftvollem Harp-Spiel seinen Stempel auf. Der Song ist ein lautes, treibendes, rhythmisches Fest, eingespielt von acht Musikern, die eine offenkundige Leidenschaft für den Blues teilen. Weitere Gesangshighlights von Hall sind das vom Gospel geprägte „Peace To The World“ (hier fügt Robert Randolph sein Markenzeichen, die Pedal-Steel-Gitarre, hinzu) und eine lockere Interpretation des Willie-Dixon-Klassikers „Wang Dang Doodle“.
Bei „Hands And Knees“ ist der aus Arkansas stammende Larry McCray am Mikrofon und an der Leadgitarre. Vor allem sein Gitarrenspiel weist eine deutliche Anlehnung an B. B. King auf. „Gettin‘ Greasy With It“ ist eine weitere McCray-Komposition, ein funkiges und von Bläsern durchsetztes Quasi-Instrumental, das den Hörer innerlich nach Memphis versetzt. Kein Wunder, denn hier sind die berühmten Memphis Horns zu hören, die bei insgesamt drei Songs mit dabei sind. Obwohl The Blues Summit in den Sawhorse Studios in St. Louis aufgenommen wurde, fühlt es sich oft wie Memphis an. Ein weiteres Beispiel dafür ist „Real Love“, eine Soul-Ballade im klassischen Stil, die von Allman geschrieben wurde. Hier besticht die aus New Orleans stammende Sängerin Sierra Green.
Weitere Songbeiträge von Allman sind „After You“, der Album-Opener „Runners In The Night“ (mit Christone ‚Kingfish‘ Ingram an der Leadgitarre) sowie die Schlussnummer „Midnight Lake Erie“, ein stimmungsvolles instrumentales Gegenstück zu „Midnight Lake Michigan“ von seinem 2014 erschienenen Album Ragged & Dirty.
Doch mehr als jedes andere Stück auf The Blues Summit ist es eine Coverversion, die zeigt, dass Allman immer nach vorne und nicht zurückblickt. Jimi Hendrix‘ „Little Wing“ wurde mittlerweile zu Tode gecovert. Indem er sich geschickt Freiheiten gegenüber der vertrauten Struktur des Songs nimmt und fette Rhythmusgitarren dort hinzufügt, wo man sie am wenigsten erwartet (hier muss man dem Gitarristen und Co-Produzenten Jackson Stokes ein Lob aussprechen), haucht Allman dem Evergreen neues Leben ein und macht es auf überraschende Weise zu seinem eigenen.
Devon Allman kennt sehr wohl seinen Platz als Fackelträger für die nächste Generation der Allman-Musik. Wer ihn in den letzten Jahren live erlebt hat, weiß, dass in seinen Sets oft Allman Brothers-Klassiker zu hören sind. Doch mit The Blues Summit beweist er einmal mehr, dass er am liebsten seinen eigenen Weg geht – diesmal als Bandleader und Teamplayer, der bereit ist, die Aufmerksamkeit auf andere zu lenken.
